Zusammenleben

                                                                           

Während einer weit zurückliegenden Kälteperiode, als Teile der Weltkugel mit dichten Schichten Eis bedeckt waren, hielten viele Tiere die heftigen Kälte nicht aus und starben wehrlos, weil sie sich dem feindlichen Klima der Natur nicht anpassen konnten.

Als eine grosse Herde von Stachelschweinen, in einem Versuch sich zu schützen und zu überleben, begannen sich zu vereinen und sich mehr und mehr zu nähern, so konnte jeder die Körperwärme des andern spüren.

Und alle zusammen schön versammelt, sich gegenseitig festhaltend, wärmten sich. Der finsteren Kälte gegenübertretend und längere Zeit aushaltend.

Das Leben jedoch ist undankbar. 

Die Stacheln von jedem fingen an die Kollegen zu verletzen. Am meisten die Nächsten, genau diese, welche am meisten Wärme lieferten. 

Diese schlummernde Wärme, welche entschied, über Leben oder Tod. 

Verwundet, leidend und verletzt, gingen sie auseinander. Verstreuten sich, weil sie es nicht länger aushielten, die Stacheln des Seinesgleichen schmerzten sehr. 

Aber das war nicht die beste Lösung. 

Entfernt, getrennt begannen sie erfroren zu sterben. Die, welche nicht starben, begannen sich wieder zu nähern, Stück um Stück. Mit Geschick und Vorsicht. In jener Form vereinigt. Jeder behielt eine gewisse Distanz zum Nächsten. Minimal, aber genügend um sich nicht zu verletzen. Um zu Überleben ohne Weh zu tun. Ohne gegenseitig Schaden zu verursachen.

So überstanden sie diese lange Kälteperiode und überlebten. 

Es ist leicht, Seite an Seite zu gehen - aber schwer zu wissen, wie man sich begegnet

Es ist leicht, das Gesicht zu küssen – aber schwer an das Herz heran zu kommen

Es ist leicht, die Hände zu geben – aber schwer seine Wärme fest zu halten

Es ist leicht, die Liebe zu spüren – aber schwer seinen Wortschwall zurück zu halten